... ein kurzer Ausschnitt aus "MARIES TEPPICHABENTEUER" , Kapitel 1

Marie lag tief schlafend in ihrem Bett. Im Arm hielt sie "Tiger", einen kleinen Stofftiger, den sie von ihrer Patentante geschenkt bekommen hatte. Ihr linkes Bein hing über der Bettkante und ihre Zehenspitze berührte den roten flauschigen Teppich, der auf dem Boden lag. "Vorsicht, nicht so fest. Sie soll doch nicht aufwachen", flüsterte eine Stimme. Tiger war sofort hellwach. Er hatte ganz besonders gute Ohren und langsam drehte er diese in alle Richtungen, um zu erkennen, woher die unbekannte Stimme kam. Außerdem hatte er die Augen weit aufgerissen, konnte aber in dem dunklen Zimmer nichts erkennen. "Nun, jetzt aber. Ich muss versuchen den Fuß von meinem Rücken zu bekommen. Sonst komme ich heute gar nicht mehr los. Das kann doch nicht so schwer sein. Langsam, langsam, damit sie bloß nichts merkt." Tiger war nun ganz wach. Er hatte sich also nicht getäuscht. Es war jemand im Raum. Langsam und sehr behutsam kroch er unter Maries Arm hervor, tapste an ihrer Hand vorbei, krabbelte über den Rücken und war nun am Rand des Bettes angekommen. Etwas ängstlich flüsterte er: "Hallo, ist da jemand?" Er hörte nichts. Keine Antwort. "Hallo, ist da jemand?", seine Stimme klang etwas mutiger. Er hörte etwas Leises rascheln. "Ja, hier unten", antwortete eine ebenfalls zaghafte Stimme. "Wo, da unten?" Tiger schaute über die Bettkante. Das Einzige was er sah, war der rote Teppich und Maries Fuß, der schlapp auf ihm lag. "Na hier, siehst du mich denn nicht", kam eine ungeduldige Antwort. "Nein, ich sehe gar nichts, wo bist du denn und vor allem, wer bist du?" Tiger schaute sehr angestrengt in die Dunkelheit. In dem Moment fiel unter der Türritze ein matter Lichtstrahl vom Flur ins Zimmer und Tiger sah den roten Teppich, der nicht mehr auf dem Boden lag, sondern etwa einen halben Meter in der Luft schwebte. "Teppich??? Bist du das?", flüsterte Tiger erschrocken. "Ja, ich bin's." "Aber was machst du denn da?" Tiger erschrak und klammerte sich an der blauen Bettdecke fest, mit der Marie warm zugedeckt war und noch immer tief schlief. "Was ich da wohl mache? Du stellst Fragen. Das siehst du doch. Ich fliege. Und ich kann nicht höher, weil Maries Fuß auf mir liegt. Und dabei muss ich unbedingt los. Ich bin schon spät dran." "Wie bitte? Du fliegst? Seit wann kannst du das denn? Und wo musst du überhaupt hin? Als Teppich hat man auf dem Boden zu liegen und geduldig zu ertragen, wenn Kinder und Erwachsene auf einem herumspringen." Tiger war nun mutig aufgestanden und vorsichtig zum Nachttisch gekrabbelt, um die Lampe anzuknipsen. Er drückte auf den kleinen, weißen Knopf und
-Plink- das Licht ging an.